In Abgrenzung zum Gehen, Walken oder jeder anderen Laufsportart (Wintersport ausgenommen) ist gerade der Nordic Walking Stock, oder besser das Paar eingesetzter Stöcke, das, was den Unterschied zu den vergleichbaren Sportarten ausmacht.
Auf der Straße, im Park oder dem Wald fällt der Sporttreibende gleich auf, wenn er zu sportlichem Äußeren und einem ambitionierten Bewegungsablauf zusätzlich zuweilen sportlich bunte Stöcker einsetzt. Ich spreche hier aus Erfahrung.
Die Reaktionen der dem Nordic Walker entgegenkommenden Passanten, Spaziergänger, Walker, Läufer, Radfahrer oder auch Autofahrer fallen da ganz unterschiedlich aus. Und hier kommt es natürlich auch auf den Nordic Walker selbst an. Wie sportlich ist der Nordic Walker gekleidet? Wie ist der sportliche Ausdruck hinsichtlich Zielstrebigkeit und Energieeinsatz? Und, wirkt der beobachtete Bewegungsablauf sportlich, flüssig und zügig?
Und hier wird die Berechnung bezüglich der sportlichen Einordnung von Nordic Walking und damit in Summe das Image dieser Sportart recht simpel.
Beobachtung: „Dort! Jemand sportelt, Aha! Ach, der hat ja sogar Stöcke im Einsatz, so, so!“
Hier geht es dann mit der Bewertung los. Nachfolgend zwei zugegeben, sehr plakative wie klischeehafte Beispiele. Aber diese Beispiele zeigen, wie unterschiedlich der Sport heute noch ausgeübt wird, wie unterschiedlich er verstanden wird und wie sich die tatsächliche Wahrnehmung nicht zuletzt oder gar allein durch den Einsatz des speziellen Sportgeräts „Stöcke“ darstellt:
Beispiel 1: „Wow, zügig unterwegs. Sieht richtig sportlich und anstrengend aus. Eine Bewegung wie aus einem Guss. Und so dynamisch. Die Stöcke scheinen hier den Unterschied auszumachen! Muss wohl richtig Spaß machen!“
Beispiel 2: „Oh! Da hält sich aber jemand an seinen Stöcken fest. Fällt wohl sonst um. Sieht unbeholfen und albern aus. Das erschließt sich mir nicht mit den Stöckern. Na ja, ist halt so ein Trendsport. Für mich ist das aber nichts, irgendwie nicht „cool“ und Sport ist für mich anders.“
Zwei Beobachtungen, zwei Meinungen und letztlich zwei Urteile Über diesen effektiven wie Spaß bringenden Sport. Und das nur aufgrund des „zusätzlichen“ Einsatzes von Nordic Walking Stöcken und wie diese Stöcke genutzt werden. Ich behaupte, auch ein rückwärts laufender Jogger wäre weniger aufgefallen wie ein Nordic Walker mit seinen Stöcken und wie er diesen Sport offenkundig betreibt.
Der Walker, Jogger und Läufer. Diese Sportler sind längst ein gewohntes Bild im täglichen Leben. Ähnlich den Fahrradfahrern. Kommt einem doch schon unheimlich vor , wenn man ein paar Minuten durch einen Wald oder Park schreitet und niemand der sportelt kommt einem entgegen oder überholt einen. „Da muss heute etwas passiert sein! Hast Du etwas im Radio gehört? Vielleicht ein Chemieunfall oder ein Terroranschlag. Schaue mal schnell in Dein Handy.“
Und wenn er dann auftritt, dieses Bollwerk gegen Trägheit und Krankheit der, der seine Stöcker schwingt wie zwei Schwerter im unerbittlichen Einsatz gegen Übergewicht und zu hohen Blutdruck. Der fällt auf! Und diesen Kämpfer für gesundes Leben schaut man sich genau an. Ist halt so und ganz ehrlich, geht mir als aktiven Nordic Walker genauso. Auch ich ertappe mich immer wieder, diese „Freaks“ selbst genau unter die Lupe zu nehmen und obwohl ich es zeitgleich selbst tue . „Na, heute schon jemanden erdolcht?“ „Klar, besser den Stock in der Hand, als die Nase auf dem Boden.“ Hilfe, ja, so oder änlich urteile ich auch. Schlimm, oder? Bin halt auch nur ein Mensch.
Nordic Walking ist längst nicht mehr neu oder gar unbekannt. Aber, es ist ein Freizeitsport. Und dieser Sport nimmt sein eigenes Trainingsgerät in den Einsatz. Das fällt auf. Jedoch ist Nordic Walking noch keine wirklich organisierte Sportart. Es gibt kaum eigene Vereine. Auch gibt es keinen ernstzunehmenden Verband der diesen Sport, wie jeden etablierten Sport, in ein verbindliches Regelwerk organisiert, welches einen Ligabetrieb zulässt. Ohne Liga kein organisiertes Messen von Leistungsstärke und -Entwicklung. Damit auch keine sportlichen Auf- und Abstiege, keine richtigen Medaillen und am Ende dieser Gedanken auch kein Olympia-Sport. Leider.
Aber, Nordic Walking ist Sport! Alles, was eine sportliche Betätigung ausmacht ist vorhanden. Plus den Stöcken – dem auffälligen Trainingsgerät. Und das sind die Nordic Walking Stöcke, ein Trainingsgerät. Nicht mehr, nicht weniger! Und damit sollte klar sein, dass egal wann und wo jemand mit Nordic Walking Stöcken unterwegs ist und diese auch zur Unterstützung seines Bewegungsablaufs nutzt, dann macht dieser Mensch Sport. Und zwar Nordic Walking.
Klar, auch wenn die Nordic Walking Technik, also der Bewegungsablauf mit Unterstützung und unter Nutzung der Stöcke, unter „Fachkundigen“ noch in Details voneinander abweicht. Ein Erlernen der grundsätzlichen Technik hilft, regelmäßiges Ausüben des Sports hilft und nichts, aber auch gar nichts spricht gegen diesen Sport. Außer gar keinen Sport zu betreiben.
Also, lasst uns sportlich sein und bleiben. Lasst uns die Stöcke kreuzen wie zwei Klingen aus glänzendem Stahl im Morgenrot vor der Schlacht, die jedem der es wissen will das Signal geben, hier wird sich bewegt, geschwitzt und geübt. Für ein langes, glückliches und gesundes Leben. Hoffe, das war jetzt nicht zu martialisch. Aber Sport ist halt auch Kampf. In letzter Konsequenz eben gegen sich selbst. Ihr wißt schon was ich damit meine. Das mit den Schweinen und Hunden.
Euer Guido
Info: aus Gründen der besseren Lesbarkeit habe ich nur den „er“ verwendet. Das soll nicht als Herabsetzen oder mangelnde Wertschätzung von „sie“ oder „es“ verstanden sein. Im Sport gibt es eh nur ein „wir“. Und wenn „er“, „sie“ und „es“ dann alle „wir“ sind, dann ist es doch eh „gleich“, wie ich es schreibe, oder?